Die Geschichte von Jürgen und Viktoria Eder ist tief verwurzelt in der Leidenschaft für die Ziegenhaltung. Obwohl Viktoria ursprünglich ein „Stadtkind“ war, entdeckte sie ihre Liebe zu den Ziegen während ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung in Aigen-Schlägl. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits konkrete Pläne zur Umgestaltung ihres alten Kuhstalls in einen modernen, automatisierten Laufstall. Doch ihre gemeinsame Begeisterung für die Ziegenzucht stellte alles auf den Kopf. In enger Zusammenarbeit mit Schauer Agrotronic entstand in kurzer, intensiver Planungszeit ein moderner Milchziegenstall mit einem Melkkarussell.
Ein Liefervertrag mit der Käserei Schlierbach als Fundament
Obwohl die Investitionskosten für den Ziegenstall deutlich unter denen des ursprünglich geplanten Kuhstalls lagen, war schnell klar, dass das Projekt ohne einen festen Milchabnahmevertrag nicht umsetzbar war. „Im Zuge der Umstellung von Kühen auf Ziegen wurde unser Betrieb auch auf Bio umgestellt. Das war ein logischer Schritt und eine Voraussetzung für den Vertrag mit der Molkerei Schlierbach“, erklärt Viktoria Eder.
Zuchtentscheidungen und Kitthaltung – Schlüssel für durchgehende Milchproduktion
„Bevor man mit dem Stallbau beginnt, muss man sich überlegen, wie man mit der Zucht und der Kitthaltung umgehen möchte“, betont Viktoria. Sie entschieden sich für die sogenannte muttergebundene Aufzucht – die Kitze bleiben mindestens acht bis zehn Wochen bei ihren Müttern und werden dort gesäugt. Die Geburten verlaufen in der Regel problemlos, aber unter ständiger Beobachtung. Bei Bedarf wird geburtshilflich eingegriffen.
Für eine gute Milchleistung ist es nicht nötig, dass alle Ziegen jedes Jahr ablammen. Während der Kitzzeit sinkt zwar die Milchmenge, jedoch ergibt sich durch die Möglichkeit zur Wintermilchlieferung ein wirtschaftlicher Vorteil. Junge Ziegen bringen meist zwei Kitze, ältere bis zu vier. Nicht für die eigene Nachzucht benötigte Kitze – insbesondere Böckchen – werden verkauft.
Einfaches Stallkonzept mit Zugang zu Futter und Weideflächen
Die Ziegen haben ganzjährig Zugang zu einem gepflasterten Auslauf sowie – während der Vegetationsperiode – zu portionierter Weidefläche mit frischem Gras. Im Stall werden Silage und Heu zugefüttert. „Es ist wichtig, ausreichend Fressplätze für die große Herde vorzuhalten“, erklärt Jürgen Eder. „Mehrmals täglich werden kleine Portionen verabreicht.“
„Ziegen sind wählerisch. Was sie nicht fressen, bekommen unsere Jungrinder, die im alten Stall untergebracht sind.“ Das Heu wird über dem Stall gelagert und mittels Kran direkt zugeführt. Das geschrotete Getreide wird zweimal täglich per Hand auf den Futtertisch gegeben. Ein hoher Futterverzehr ist essenziell für gute Milchleistungen.
Tiefstreuliegefläche und regelmäßige Ausmistung
Der Stall ist im Tiefstreuverfahren konzipiert. Viermal jährlich wird per Traktor ausgemistet. Einstreu wird von oben über einen Deckenkram eingestreut. Das Fressgitter ist einfach und diagonal angebracht. Damit die Kitze nicht hindurchrutschen, ist der Liegebereich der Ziegen mindestens 0,5 Meter tiefer gelegen.
Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein „kitzsicheres“ Fressgitter mit engerem, beweglichem Stababstand. Mehrere Schauer-Ziegenbürsten verbessern das Tierwohl zusätzlich.
Melkkarussell mit 36 Plätzen und Kraftfuttergabe
„Wir haben uns bewusst für die beste verfügbare Technik entschieden“, berichtet Viktoria. „Mit dem 36er-Melkkarussell melken wir zweimal täglich, jeweils etwa 40 Minuten.“ Die Melkarbeit übernimmt in der Regel Viktoria, während Jürgen für die Fütterung zuständig ist. „Natürlich helfen wir uns gegenseitig. Das Melkkarussell erleichtert uns die tägliche Arbeit enorm.“
Seit 2021 ist der Stall in Betrieb – alles läuft reibungslos. Milchziegen sind intelligente Tiere, die viel Aufmerksamkeit benötigen. Mit diesem Konzept haben Viktoria und Jürgen eine nachhaltige Lösung für die Nutzung ihres Grünlands gefunden. Es bleibt eine anspruchsvolle Tierhaltung, ähnlich wie die Milchviehhaltung, doch dank technischer Unterstützung bleibt genug Zeit für Routinearbeiten und ein naturverbundenes Leben.
Betriebsprofil – Biohof Ziegenglück
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Vollerwerbsbetrieb, 2 AK
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Bio-Zertifizierungen: Bio Austria, Back to the Origin, Naturland
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Bio-Ziegenhaltung: 200–230 melkende Ziegen, ca. 100 Kitze
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Gesamtbestand: ca. 330 Ziegen
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Genetik: Saanenziegen
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Zucht: rund 100 Ziegen in Belegung, übrige Kitze werden verkauft
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41 ha Grünland, 9 ha Ackerland
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Ganzjähriger Auslauf und Weidegang von Frühling bis Spätherbst
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12 Jungrinder werden für einen regionalen Bio-Betrieb bis 9 Wochen vor dem Abkalben aufgezogen
- Quelle: https://www.schauer-agrotronic.com/ziegen-schafe/schafstaelle-ziegenstaelle/bio-milchziegenbetrieb-eder
- Foto: https://ziegenglueck.at/