Die Alpenregion, bekannt für ihre kristallklaren Gewässer und weitläufigen Wiesen, ist seit Jahrzehnten die Heimat der Imkerei, deren Geschichte tief in den lokalen Gemeinschaften verwurzelt ist. Bereits zu Zeiten des Römischen Reiches wurden Bienen zur Herstellung von Wachs und Honig genutzt, während im Mittelalter Klöster in den Alpen Imkereimethoden verfeinerten, um der Nachfrage nach Honig als Luxusware gerecht zu werden.
Heute werden in dieser Region einige der begehrtesten Honige Europas produziert. In der Schweiz zeichnet sich der Bergblütenhonig durch die Flora über 1.500 Metern Höhe aus. „Bergblütenhonig ist nicht nur eine Delikatesse, sondern auch ein Zeugnis der einzigartigen Biodiversität dieser Gegend“, sagt Klaus Steiner, Präsident des Schweizerischen Imkerverbandes, im Interview mit Alpen Biene Magazin.
In Slowenien, der Heimat der Kärntner Biene, hat die Imkerei einen besonderen Stellenwert. Die Kärntner Biene, bekannt für ihre Sanftmütigkeit und Effizienz bei der Nektarsammlung, ist heute ein Symbol der slowenischen Landwirtschaft und ein Exportschlager. „Diese Biene ist nicht nur unser Stolz, sondern auch der Schlüssel zur Erhaltung der traditionellen Imkerei in Europa“, erklärte Boštjan Noč, Präsident des Slowenischen Imkerverbandes, gegenüber dem Portal Čebelarstvo.
Die Imkerei in der Alpenregion steht jedoch vor zahlreichen Herausforderungen. In Österreich sind die Honigerträge in den letzten fünf Jahren um bis zu 30 % zurückgegangen, was Experten auf unvorhersehbare Wetterbedingungen zurückführen. „Spätfröste zerstören oft die Blütenwiesen im Frühjahr, und Sommerdürre gefährdet die Produktion zusätzlich“, erklärt Peter Hofer, Imker aus Tirol, in den Tiroler Nachrichten.
Auch der Einsatz von Pestiziden bleibt ein zentrales Problem. In Italien, wo Honige aus Akazien, Kastanien und Zitrusfrüchten produziert werden, kämpfen Imker mit den Folgen der intensiven Landwirtschaft. „Der Verlust von Bienenvölkern durch Pestizide ist nicht nur unser Problem, sondern eine Bedrohung für Bestäuber in ganz Europa“, sagt der Imker Luigi Conti aus der Toskana im Interview mit La Repubblica.
Dennoch finden Alpenimker Wege, sich anzupassen. Einige wenden sich der biologischen Imkerei zu, während andere in digitale Technologien investieren, um die Gesundheit der Bienen zu überwachen. Initiativen wie das Kärntner Bienen-Schutzprogramm in Slowenien oder Subventionen für Imker in Frankreich sind Schritte nach vorne, um dieses Handwerk zu erhalten.
Mit einer Tradition, die Jahrhunderte zurückreicht, zeigt die Alpenimkerei eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit. Ihr Fortbestand wird jedoch davon abhängen, wie ernsthaft Regierungen und Gemeinschaften die Herausforderungen des modernen Zeitalters angehen.
Eine Imkerei im Zillertal: Eine Oase der Blütenwiesen
Am Fuße des Alpenmassivs im Zillertal, auf einer Höhe von über 1.200 Metern, liegt die Imkerei der Familie Hofer. Umgeben von weitläufigen Wiesen und Wäldern voller Heilpflanzen verkörpert diese Imkerei die Essenz der traditionellen Alpenimkerei. Peter Hofer, die dritte Generation von Imkern aus dem Dorf Fügen, erzählt stolz von seiner Arbeit.
„Das hier ist nicht nur Honigproduktion, sondern eine Lebensweise“, sagt Peter und zeigt auf die Bienenstöcke, die in einer Reihe am Waldrand aufgestellt sind. „Jeder Bienenstock hier hat etwa 40.000 Bienen, die im Sommer Nektar von Bergblumen wie Arnika, Thymian und Edelweiß sammeln.“
Der von der Familie Hofer produzierte Honig hat einen unverwechselbaren Geschmack – reich und aromatisch – dank der vielfältigen Flora dieser Region. Peter erklärt, dass jahrelanges Verfeinern der Imkereitechniken entscheidend für die Qualität ihrer Produkte war. „Wir verwenden ausschließlich Holzbienenstöcke und greifen niemals auf industrielle Methoden zurück. Das ist unser Vorteil, aber auch unsere Verpflichtung gegenüber der Natur“, fügt er hinzu.
Der Winter stellt für die Bienen eine große Herausforderung dar. Die Kälte hält oft bis zu sechs Monate an, und Schnee kann die Wiesen bis Mai bedecken. „Die Vorbereitung auf den Winter beginnt im August. Wir sorgen dafür, dass jeder Bienenstock genügend Nahrung hat und schützen sie vor Wind und niedrigen Temperaturen“, sagt Peter.
Trotz Herausforderungen wie dem Klimawandel bleibt Peter optimistisch. „Das letzte Jahr war eines der schlimmsten wegen des späten Frostes im Mai, aber die Natur findet immer einen Weg, sich zu erholen. Es liegt an uns, ihr zu helfen“, erklärt er.
Die Familie Hofer verkauft ihren Bergblütenhonig direkt an Touristen, die das Zillertal besuchen, sowie über lokale Geschäfte und Märkte. „Die Leute sind bereit, mehr zu zahlen für etwas, das natürlich ist und aus einer solchen Umgebung stammt“, sagt Peter.
Mit einem Lächeln fügt er hinzu, dass es in diesem Beruf keine Wochenenden oder Feiertage gibt, aber die Liebe zur Natur und zur Tradition überwiegt jede Anstrengung. „Bienen lehren uns Geduld und Verbundenheit mit der Natur. Ohne sie wäre diese Welt viel ärmer.“