Porträt des landwirtschaftlichen Betriebs von Gabi und Beat Schirch

„Unser Ziel ist es, unser Einkommen hauptsächlich aus der Landwirtschaft zu erzielen. Um dies zu erreichen, brauchen wir faire Preise.“

Gabi und Beat Schirch führen gemeinsam ihren Bio-Milchviehbetrieb, Futterproduktion und Ackerbau im Kanton Bern. Das Paar hat vier Kinder im Alter von 15 bis 23 Jahren und legt großen Wert auf regelmäßige freie Tage und einen jährlichen Urlaub von ein bis zwei Wochen. Um dies zu ermöglichen, müssen sie jedoch zusätzliche Anstrengungen unternehmen.

Die Arbeit in der Landwirtschaft hört nie auf

Auf dem Hof gibt es immer etwas zu tun, sodass Beat zwischen 60 und 70 Stunden pro Woche arbeitet – zehn Stunden am Tag, sonntags „nur“ fünf Stunden. Ein Mindestmaß an Arbeit in der Viehhaltung ist täglich unvermeidlich. Gabi arbeitet etwa 35 Stunden pro Woche auf dem Hof, doch der Übergang zwischen Hausarbeit, Hofarbeit und Gartenarbeit ist oft fließend, was eine genaue Aufteilung der Aufgaben erschwert.

Erholung ist notwendig

Gabi und Beat schaffen es, ein bis zwei Wochen Urlaub im Jahr zu nehmen, abhängig davon, ob sie eine Vertretung organisieren können. In den Jahren 2022 und 2024 konnten sie zwei Wochen am Stück verreisen, da ihr ausgebildeter landwirtschaftlicher Sohn sie vertreten konnte.

„Wir sind beide als selbstständige Unternehmer anerkannt und führen den Hof partnerschaftlich. Investitionsentscheidungen treffen wir gemeinsam, und das Einkommen wird gleichmäßig aufgeteilt.“

Entspannung und Abstand zum Hof sind entscheidend

Obwohl sie an eine hohe Arbeitsbelastung gewöhnt sind, halten Gabi und Beat freie Tage und Urlaube für essenziell. „Das Verlassen des Hofs ermöglicht es uns, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen und wirklich aus dem Alltag auszusteigen.“

Früher konnten sie sich auf den Vater als Vertretung verlassen, heute sind sie stärker an den Hof gebunden. Vor einigen Jahren beschlossen sie, einen Teilzeitarbeiter mit 40 % Arbeitszeit einzustellen. „Das gibt uns Freiheit“, sagen sie. Doch aufgrund des Arbeitskräftemangels in der Landwirtschaft kann es schwierig sein, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Ständige Veränderungen und gesellschaftliche Erwartungen

Die größte Herausforderung für sie ist die ständige Änderung von Vorschriften und Gesetzen in der Branche. „Es gibt immer die Angst, etwas übersehen zu haben. Wenn sich bei einer Inspektion herausstellt, dass wir einen Fehler gemacht haben, kann das finanzielle Konsequenzen haben.“

Zusätzlich gibt es gesellschaftliche Erwartungen. „Wir geben täglich unser Bestes, aber manchmal haben wir das Gefühl, dass es nie genug ist. Wegen politischer Debatten über das Tierwohl und die Wasserqualität wurden wir in der Vergangenheit der Tierausbeutung und Umweltverschmutzung beschuldigt“, sagt Gabi. Derzeit hat sich die Situation beruhigt.

Sie sind manchmal entmutigt über die geringe Nachfrage nach nachhaltigeren Produkten. „Nachdem wir auf Bio umgestellt hatten, mussten wir unsere Milch noch sechs Monate lang als konventionelle Milch verkaufen, weil die Nachfrage nicht ausreichte.“

Finanzielle Herausforderungen

In den letzten Jahren hat der Anstieg der Betriebskosten große Probleme verursacht. „Der Milchpreis wurde 2022 erhöht, aber höhere Energie- und Rohstoffkosten haben den Gewinn sofort wieder aufgefressen“, erklärt das Paar.

Sicherheit und Absicherung

Beat und Gabi haben Unfallversicherungen, Lebensversicherungen und Einkommensausfallversicherungen für den Fall von Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit. „Man weiß nie, ob man gesund bleibt oder einen Unfall hat. Es ist schwierig, über Tod, Behinderung oder Scheidung zu sprechen, wenn man heiratet oder einen Hof übernimmt, aber solche Dinge müssen im Voraus geklärt werden.“

Gabi erbte den Hof als alleinige Eigentümerin von ihrer Familie. Um den Status von Beat klar zu definieren, schlossen sie einen Ehevertrag ab, was beiden Sicherheit gibt.

Um stabile Einnahmen im Alter zu sichern, zahlen sie seit fünf Jahren in die zweite Rentensäule ein. „Früher konnten wir es uns nicht leisten, weil wir in den Hof investieren mussten.“

Zudem holen sie sich regelmäßig Rat von Experten, bevor sie wichtige Investitionen oder Änderungen vornehmen. „Wir haben uns immer beraten lassen – vor der Hochzeit, bei der Geburt der Kinder, und auch heute arbeiten wir mit Beratern und Trainern zusammen. Diese Kosten lohnen sich langfristig durch eine bessere Geschäftsstrategie.“

Einkommen schwankt von Jahr zu Jahr

Landwirtschaftliche Einkommen können stark schwanken. 2016 hatten sie zusätzliche Kosten durch den Bau einer Biogasanlage, 2019 investierten sie in einen neuen Mäher, und 2023 hatten sie unerwartete Kosten für Reparaturen und eine erneute Aussaat, da Krähen die erste Saat gefressen hatten.

Herausforderungen des Unternehmertums

Gabi und Beat möchten ihr Einkommen hauptsächlich aus der Landwirtschaft beziehen. „Um das zu erreichen, brauchen wir faire Preise. Nur so können wir den Hof weiterentwickeln und Investitionen sowie Altersvorsorge finanzieren.“

Sie fordern auch Stabilität in der Gesetzgebung: „Die Spielregeln sollten nicht jedes Jahr geändert werden. Wenn wir investieren, wollen wir langfristige Sicherheit.“

Da die Übergabe des Hofs an die nächste Generation in fünf bis zehn Jahren bevorsteht, planen sie zukünftige Investitionen sorgfältig. „Wenn unser Sohn den Hof übernimmt, wird sich die Frage stellen, wie lange wir noch arbeiten und wie viel zusätzliches Einkommen wir außerhalb der Landwirtschaft benötigen.“

Fazit

Trotz zahlreicher Herausforderungen führen Gabi und Beat ihren Hof mit Leidenschaft und Hingabe. „Ohne Liebe zu diesem Beruf könnten wir das nicht durchhalten.“

Sie sind jedoch der Meinung, dass Landwirte mehr Unterstützung und Anerkennung verdienen – sowohl von Verbrauchern als auch vom Staat und der Lebensmittelindustrie. „Alle müssen dazu beitragen, dass landwirtschaftliche Familien angemessen für ihre Arbeit entlohnt werden.“

Gleichzeitig sind sie überzeugt, dass Landwirte ihren eigenen Einsatz schätzen und Wege finden sollten, sich Freizeit und eine bessere Work-Life-Balance zu ermöglichen.

Quelle: Fokus

Foto: Ilustration

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