Schweizer Landwirte erwirtschaften bis zu 80 % ihres Einkommens über den Markt. In den Tälern liegt dieser Anteil sogar bei 85 %, während er in hügeligen und bergigen Regionen 77 % bzw. 61 % beträgt. Deshalb sind die Preise für landwirtschaftliche Produkte entscheidend für die finanzielle Stabilität der Betriebe.
Doch es wird immer schwieriger, einen angemessenen Marktwert zu erzielen. Die Produktionskosten in der Schweiz sind deutlich höher als die durchschnittlichen Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Seit 2021 sind die Kosten für Düngemittel, Tierfutter und Treibstoff stark gestiegen. Entgegen den Erwartungen haben die Abnehmer die Preise nicht proportional erhöht, sodass die Landwirte die Last der Inflation selbst tragen mussten.
Das Jahr 2022 hat dies deutlich gezeigt – selbst Rekordpreise für Geflügel, Rindfleisch und Milch reichten nicht aus, um die finanzielle Situation der Landwirte erheblich zu verbessern.
Wie kann ein nachhaltiges Einkommen gesichert werden?
Damit die Landwirtschaft überleben kann, müssen die Produktpreise schneller steigen als die Produktionskosten.
Der Schweizer Staat passt die Subventionen nicht an die Inflation an, sodass die Landwirte sämtliche Kostensteigerungen selbst tragen müssen. Deshalb sind faire Marktpreise die einzige Möglichkeit, die wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit des Sektors zu sichern.
Strukturelle Veränderungen in der Landwirtschaft
In den letzten Jahrzehnten hat die Schweizer Landwirtschaft tiefgreifende Veränderungen durchgemacht. Jedes Jahr sinkt die Zahl der Betriebe um 1,5 %, während die verbleibenden Höfe immer größer und spezialisierter werden.
Allerdings hat sich dieser Trend in letzter Zeit verlangsamt. Eine neue Herausforderung ist die Altersstruktur – das Durchschnittsalter der Landwirte steigt.
55 % der landwirtschaftlichen Betriebsinhaber sind über 50 Jahre alt. Das bedeutet, dass in den nächsten 15 Jahren die Hälfte aller Betriebe einen Nachfolger finden muss, da die Eigentümer nach dem 65. Lebensjahr keine direkten Subventionen mehr erhalten können.
Die Zukunft der jungen Menschen in der Landwirtschaft
Ermutigend ist, dass sich jedes Jahr 1.000 junge Menschen in der Schweiz zu Landwirten ausbilden lassen. Derzeit besuchen rund 3.800 Schüler landwirtschaftliche Schulen.
Die Herausforderung besteht jedoch darin, sie auf dem Land zu halten. Bessere Löhne und sichere Arbeitszeiten in anderen Branchen führen oft dazu, dass sie sich gegen die Landwirtschaft entscheiden.
Daher ist es im Vorfeld eines großen Generationswechsels entscheidend, Bedingungen zu schaffen, unter denen junge Landwirte eine klare wirtschaftliche Zukunft in diesem Beruf sehen können.
Quelle: Fokus