Schafe dort, wo Wein produziert wird

Auf dem Anwesen «Bellevue» in der Gemeinde Meillard, Frankreich, gibt es ein ungewöhnliches Bild – Schafe, die zwischen den Reben weiden. Sylvain Ray, ein Schafzüchter aus dieser Region, kombiniert seit vier Jahren Schafzucht und Weinbau in einer Praxis namens „Vitipastorismus“, bei der die Schafe während der Wintermonate für die Pflege der Weinberge sorgen. Dieser Ansatz bringt Vorteile sowohl für den Weinberg als auch für die Schafe, trägt zum Erhalt des Ökosystems bei, reduziert die CO₂-Emissionen und ermöglicht eine organische Pflege der Weinberge ohne den Einsatz von Maschinen und zusätzlichen Kosten.

Sylvain Ray besitzt etwa 220 Schafe und Lämmer der Rasse Ile de France und fördert durch seine Arbeit im Netzwerk „Stočari Središnjeg masiva“ die ethische Schafzucht, die nicht nur der Lebensmittelproduktion dient, sondern auch der Erhaltung der Umwelt und dem besseren Umgang mit Tieren. In seinem Ansatz spielt das Wohl der Tiere eine Schlüsselrolle: Glückliche und entspannte Schafe produzieren hochwertigeres Fleisch. Darüber hinaus verbessern die Schafe, die im Weinberg weiden, die Bodenstruktur und tragen zum natürlichen Zyklus der Reben bei.

Vitipastorismus in der Praxis

Im Winter weiden die Schafe frei im Weinberg, reinigen den Boden und entfernen Unkraut, wodurch der Bedarf an Mähen und der Einsatz von Herbiziden verringert wird. Die Schafe erledigen auf natürliche Weise die Arbeit, die sonst Maschinen und Treibstoff erfordern würde, wodurch die CO₂-Emissionen gesenkt werden. Sylvains Ziel ist es, mit diesem Ansatz ein nachhaltiges landwirtschaftliches Modell zu fördern und die Menschen dazu zu ermutigen, die organische Produktionsweise von Lebensmitteln zu schätzen.

Die Schafe arbeiten im Weinberg, ohne die Reben zu beschädigen. Wenn der Winter vorbei ist und die Zeit der Knospenbildung kommt, ziehen sich die Schafe zurück, da sie darauf trainiert sind, die Knospen der Reben nicht zu fressen, wodurch die natürliche Entwicklung des Weinbergs ohne zusätzliche Kosten oder Pflegeaufwand ermöglicht wird.

Verbindung zur lokalen Gemeinschaft

Ray ist nicht allein in dieser Mission. Zusammen mit dem Präsidenten des Schafzüchtervereins von Saint-Pourçain hat er Kräfte gebündelt, um die Anwendung des Vitipastorismus zu erweitern und ein Modell der Zusammenarbeit zwischen Schafzüchtern und Winzern zu fördern. Durch diese Initiative konnten Landwirte in Meillard den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden in den Weinbergen verringern, wodurch ein Produkt mit hohem ökologischen Wert (HVE) entsteht.

Autonomie in der Ernährung und lokale Gastronomie

Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist die Möglichkeit, die Selbstversorgung der Schafzucht zu erhöhen. Im Winter nutzen die Schafe das Gras und die Pflanzen, die sie im Weinberg finden, wodurch der Bedarf an zusätzlichem Futter reduziert wird. Wenn der Frühling kommt, ermöglicht Ray seinen Schafen den Zugang zu Weiden, um ihre Energie und Nährstoffe für die nächste Saison wiederherzustellen.

Ray arbeitet auch mit lokalen Restaurants zusammen, in denen das Lammfleisch seiner Schafe zubereitet und serviert wird. Das Restaurant „L’Auberge de Meillard“ bietet Fleisch aus Rays Herde an, was diese landwirtschaftliche Praxis noch stärker mit der lokalen Gemeinschaft verbindet. Auf diese Weise wird das Konzept des Vitipastorismus nicht nur zu einer landwirtschaftlichen Innovation, sondern auch zu einem Teil der lokalen Gastronomie und Kultur, das die Menschen dazu anregt, Lebensmittel aus ihrer unmittelbaren Umgebung zu konsumieren.

Fazit

Durch seine Arbeit zeigt Sylvain Ray, wie Schafzucht mit Weinbau kombiniert werden kann, um ökologische und wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Vitipastorismus ist nicht nur eine Methode zur Schafzucht oder Weinbergsbewirtschaftung; es ist ein Konzept der nachhaltigen Landwirtschaft, das die Natur respektiert und die Idee der ökologischen Produktion fördert, unterstützt von der lokalen Gemeinschaft und der Förderung authentischer gastronomischer Produkte.

Quelle: Masif Centrale, FR

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