Weniger Vieh, mehr Moore: Revolution oder Klimanotwendigkeit?

Angesichts zunehmender klimatischer Herausforderungen ruft der deutsche Agrarökologe Prof. Dr. Friedhelm Taube von der Universität Kiel zu drastischen Veränderungen in der europäischen Landwirtschaft auf: Weniger Vieh, Aufgabe der intensiven Bewirtschaftung trockengelegter Moore und Hinwendung zu pflanzlicher Produktion und Renaturierung.

Moore als Schlüssel zur Klimaneutralität
Laut Taube liegt das größte Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in Deutschland nicht in Technologie, sondern in der Wiedervernässung trockengelegter Moore. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein emittieren diese Flächen jährlich mehr als 23 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Die Fortsetzung der Milchwirtschaft auf diesen Böden werde durch steigende CO₂-Kosten langfristig ökonomisch untragbar.

Photovoltaikanlagen auf wiedervernässten Flächen könnten künftig wichtiger sein als Kühe.

Viehbestände reduzieren – aus Notwendigkeit
Taube schlägt eine Reduktion der Milchviehbestände um 30 % und der Schweine- und Geflügelproduktion um bis zu 50 % vor. Dies sei nicht nur ökologisch motiviert, sondern auch notwendig zur Einhaltung der Stickstoffgrenzen – die Düngemenge müsse von 170 auf 120 kg N/ha gesenkt werden.

Dies sei entscheidend für den Schutz des Grundwassers, insbesondere in überbelasteten Regionen wie Weser-Ems.

Pflanzenproduktion und neue Anbausysteme
Anstelle von Silomais schlägt Taube zweijährige Luzerne- und Kleezyklen vor – nachhaltig, nährstoffbindend und geeignet für die Fütterung. Pflanzliche Produktion sei effizient – vor allem, wenn sie ohne synthetische Mittel erfolge und Biodiversität schütze.

Gesellschaft, Politik und Landwirtschaft gemeinsam
Taube kritisiert nicht nur Politik und Verbände, sondern fordert ein ehrliches Preissystem: Weg mit Fleischsubventionen, tierische Produkte müssen teurer werden.

„Bis 2050 wird es nicht genug Fläche für Tierfutter geben. Zwei Drittel weniger Konsum ist keine Radikalität – sondern Realität“, so Taube.

Hybride Landwirtschaft als Ausweg
Taube schlägt eine „hybride Landwirtschaft“ vor: 50 % der Flächen ökologisch, 50 % konventionell – aber streng kontrolliert. Das ermögliche stabile Erträge, niedrigere Kosten und mehr Naturschutz.

Appell an junge Landwirte
Zum Schluss ruft er mutige Junglandwirte auf, den Wandel mitzugestalten. Es geht nicht mehr um das „Ob“, sondern um das „Wie schnell“. Die Alpen könnten Vorbildregionen für nachhaltige Landwirtschaft werden.

Quelle:https://www.landundforst.de/politik/weniger-nutztiere-mehr-moore-landwirte-muessen-fuer-klimaschutz-radikal-umdenken-573700

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