Der Vorschlag des Präsidenten des Deutschen Bauernverbands, Saisonarbeitern nur 80 % des Mindestlohns zu zahlen, hat eine hitzige Debatte in der europäischen Agrarbranche ausgelöst. Während einige dies als Möglichkeit sehen, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zu sichern, sehen andere darin eine diskriminierende und sozial inakzeptable Maßnahme.
Die deutsche Debatte hallt durch den gesamten Alpenraum
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, schlug vor, ausländischen Saisonarbeitern nur 80 % des gesetzlichen Mindestlohns zu zahlen, da sie „nicht dauerhaft in Deutschland wohnen“. Unterstützung kam von Obstbauern in Niedersachsen, doch das Arbeitsministerium und Gewerkschaften lehnten den Vorschlag entschieden ab.
Das Thema geht über Deutschland hinaus – es wirft größere Fragen für den gesamten Alpenraum auf:
Ist nachhaltige Landwirtschaft ohne billige Arbeitskräfte möglich? Ist es fair, dass ausländische Arbeiter weniger verdienen?
Was passiert in den Alpenländern?
Österreich: Saisonarbeiter in Wein- und Gemüsebau kommen meist aus Rumänien und Bulgarien. Mindestlohn ist vorgeschrieben, die Kontrolle jedoch schwach.
Schweiz: Arbeiter in der Milchwirtschaft und auf Alpenhöfen arbeiten oft mit Quotenregelung oder als Freiwillige mit Unterkunft und Verpflegung.
Italien (Südtirol): Hohe Produktionsstandards bei Äpfeln und Wein, aber zunehmender Einsatz von Agenturen mit schlechteren Arbeitsbedingungen.
Frankreich (Savoyen, Provence): Strenger Arbeitnehmerschutz, doch Produzenten klagen über mangelnden wirtschaftlichen Spielraum ohne staatliche Hilfe.
Faire Bedingungen oder wirtschaftlicher Druck?
Befürworter niedriger Löhne sprechen von wirtschaftlicher Notwendigkeit – steigen die Löhne, sinkt die Wettbewerbsfähigkeit und Verbraucher greifen zu günstigeren Importen. Gegner sagen: Soziale Gerechtigkeit lässt sich nicht in Zahlen messen – alle Arbeiter verdienen gleichen Schutz.
Quelle:https://www.landundforst.de/politik/weniger-mindestlohn-fuer-saisonarbeiter-vorstoss-rukwied-573636