Sie säen und erzeugen Energie: Frankreich vereint Sonne und Landwirtschaft

Auf den Hügeln der Auvergne, im kleinen Dorf Chadeleuf, klingen die Felder heute anders als früher. Anstelle des Summens von Bienen oder des Geräuschs von Traktoren hört man ein leises metallisches Surren – der Klang von Solarmodulen, die sich langsam und gleichmäßig der Sonne zuwenden. Sie bewegen sich beinahe lautlos, als würden sie im Rhythmus der Natur atmen. Das ist der Klang einer neuen Landwirtschaft – der Agri-Photovoltaik, bei der Erde und Sonne zusammenarbeiten, um gleichzeitig Nahrung und Energie zu erzeugen.

Hier hat das Unternehmen TSE sein erstes rotierendes Photovoltaiksystem für Ackerbaukulturen installiert – ein Pionierprojekt, das bereits die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Landwirten in ganz Frankreich auf sich zieht.

Ein Blick in die Zukunft

„Dies ist unser erster Photovoltaik-Tracker. Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, unter beweglichen Solarmodulen zu pflanzen und gleichzeitig die landwirtschaftliche Arbeit wie gewohnt fortzusetzen“, erklärt Jérôme von TSE, der die Präsentation leitete.

Das Projekt begann im Frühjahr 2024, und der Bau dauerte nur zweieinhalb Monate während des Sommers. Es besteht aus sieben Metallstrukturen mit weniger als 400 Solarmodulen und einer Gesamtleistung von rund 300 Kilowatt – genug, um ein kleines Dorf oder mehrere Bauernhöfe mit Strom zu versorgen.

„Es ist ein kleines Projekt, ein Demonstrator, aber es ermöglicht uns, ein agronomisches Protokoll in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer von Puy-de-Dôme und dem CETA Limagne zu entwickeln, um zu beweisen, dass Solarenergie und Landwirtschaft koexistieren können“, fügt er hinzu.

Technologie im Dienst der Pflanzen

Die Module bewegen sich in einem Winkel von ±55 bis ±60 Grad, um den Verlauf der Sonne zu verfolgen. Bei starkem Wind flacht das System automatisch in eine Sicherheitsposition ab. Die Strukturen sind 2,5 Meter hoch, mit 15 Metern Abstand zwischen den Reihen – genug Platz für Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen.

„Das Prinzip dieser Solardächer besteht darin, den Pflanzen während des Tages wandernden Schatten zu spenden, ohne zu viel Platz zu beanspruchen. Dieser partielle Schatten schützt die Pflanzen vor Austrocknung und fördert ihr Wachstum im Sommer“, erklärt Jérôme.

Die neuesten M10R-Module sind für den Einsatz auf Hängen mit bis zu 15 % Neigung ausgelegt und widerstehen sowohl Wind als auch Schnee.

Fernsteuerung – im Dienst der Landwirte

Das System ist nicht nur automatisiert, sondern kann auch auf Abruf durch den Landwirt gesteuert werden.

„Wenn der Landwirt auf dem Feld arbeiten möchte, ruft er uns an. Wir drehen die Module so, dass er zwischen den Reihen durchfahren kann. Wenn er fertig ist, bringen wir das System wieder in Produktionsposition. Das dauert etwa zehn Minuten“, erklärt ein Ingenieur von TSE.

Ein lokales Wi-Fi-Steuerungssystem ist geplant, damit Landwirte die Bewegung der Module künftig selbst kontrollieren können. Bis dahin steht eine 24-Stunden-Hotline zur Verfügung.

„Wir wissen, dass Landwirte oft nachts arbeiten – daher müssen sie jederzeit auf Unterstützung zählen können“, betont Jérôme.

Ein lebendes Labor

Diese Anlage ist nicht nur ein Solarkraftwerk, sondern auch ein lebendes agronomisches Labor. Forscher untersuchen hier, wie unterschiedliche Beschattungsgrade das Wachstum und den Ertrag der Pflanzen beeinflussen. Dazu wurden die Parzellen je nach Bodenqualität ausgewählt – von den fruchtbarsten Flächen in der Mitte bis zu den ärmeren am Rand.

Erste Ergebnisse zeigen, dass Pflanzen unter den Modulen weniger Trockenstress erfahren, mehr Feuchtigkeit im Boden behalten und eine niedrigere Bodentemperatur aufweisen, was zu 15 bis 20 Prozent höheren Erträgen im Vergleich zu Kontrollflächen führt.

Wirtschaft und Investition

Obwohl TSE keine genauen Zahlen veröffentlicht hat, wird die Investition für dieses Demonstrationsprojekt auf zwischen 300.000 und 470.000 Euro geschätzt, abhängig von der installierten Leistung und der verwendeten Technologie.

Darin enthalten sind die Struktur, die Module, das Steuerungssystem und die Nachführautomatik – etwa 10 bis 30 Prozent teurer als herkömmliche Solaranlagen.

Die Finanzierung stammt aus dem globalen Investitionsportfolio von TSE, das mehr als 130 Millionen Euro für die Entwicklung agrar-photovoltaischer Lösungen in ganz Frankreich aufgebracht hat. Die erwartete Amortisationszeit liegt zwischen sieben und zehn Jahren, dank der Produktion grüner Energie und stabilerer landwirtschaftlicher Erträge.

Erde und Sonne im Einklang

Die Farm von Chadeleuf verkörpert eine neue Philosophie der europäischen Landwirtschaft – eine, in der Energie und Nahrungsmittelproduktion nicht mehr im Wettbewerb stehen, sondern sich gegenseitig ergänzen.

„Unser Ziel ist es zu zeigen, dass die Landwirtschaft kein Hindernis für die Energiewende ist, sondern ihr wichtigster Partner“, schließt Jérôme.

Während ein leises Surren das langsame Drehen der Module zur Sonne begleitet, wird eines klar: Die Zukunft der französischen Landwirtschaft ist bereits in Bewegung.

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