Landwirte im Zentralmassiv – Hüter der Tradition und der grünen Landschaften

So groß wie Portugal oder Österreich erstreckt sich das französische Zentralmassiv über eine Fläche von 85.000 km² und umfasst 22 Départements sowie vier große Verwaltungsregionen. Dieses Gebiet beherbergt 3,8 Millionen Einwohner und zählt zu den bedeutendsten Agrarregionen Frankreichs. Nahezu 98,5 % der Fläche gelten als benachteiligte Gebiete mit überwiegend gebirgigem Gelände und natürlichen Standortnachteilen.

Die Landwirtschaft in dieser Region basiert hauptsächlich auf der Viehzucht und der Nutzung von Grünland. Rund 81 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche entfallen auf Weiden, was ein Drittel des gesamten französischen Grünlands ausmacht. Etwa 84 % der landwirtschaftlichen Flächen dienen der Tierhaltung – ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Viehwirtschaft in dieser Region.

Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 72 Hektar und entspricht damit dem nationalen Durchschnitt. Die Anzahl der Großvieheinheiten (GV) pro Arbeitskraft variiert jedoch je nach Betriebsform: In Milchviehbetrieben beträgt sie 56 GV (28 % unter dem Landesdurchschnitt), in Mischbetrieben 69 GV, in Fleischrinderbetrieben 77 GV und in Schaf- und Ziegenbetrieben 44 GV – letzteres entspricht dem nationalen Durchschnitt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass 86 % der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft aus der Familie stammen. Trotz der Dominanz kleiner und mittelgroßer Betriebe schafft die Landwirtschaft im Zentralmassiv das Äquivalent von 81.000 Vollzeitarbeitsplätzen. In vielen ländlichen Gemeinden stellt sie mehr als 30 % der Gesamtbeschäftigung und ist somit ein zentraler Pfeiler der lokalen Wirtschaft und des sozialen Zusammenhalts.

Trotz zahlreicher Vorteile – wie der Erhaltung von Landschaften, der Biodiversität, der CO₂-Bindung, der hohen Trinkwasserqualität und des Tierwohls – bleibt die Landwirtschaft in dieser Region wirtschaftlich schwach. Im Jahr 2021 lag das durchschnittliche Vorsteuer-Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe im Zentralmassiv bei nur 32.000 Euro – das sind 44 % weniger als im Landesdurchschnitt. Die jüngsten Daten für 2023 zeigen, dass sich dieser Trend bislang nicht grundlegend verbessert hat.

Auf nationaler Ebene entwickelt sich die landwirtschaftliche Produktion weiter. Im Jahr 2023 stieg die Weizenernte im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Millionen Tonnen, während die Maisproduktion um 18 % zulegte und 12,8 Millionen Tonnen erreichte. Frankreich bleibt der führende Rinderproduzent der EU mit insgesamt 19 Millionen Tieren, darunter 3,6 Millionen Milchkühe. Im Zentralmassiv sind derzeit rund 57.000 Betriebe aktiv, mit etwa 75.000 Beschäftigten, die 4,1 Millionen Hektar bewirtschaften.

Fünf Tierhaltungssysteme prägen die Region: Fleischrinder, Milchrinder, Schafe, Ziegen und Pferde. Das Zentralmassiv gilt als Hochburg der Fleischrinderhaltung mit über 1,4 Millionen Mutterkühen und mehr als 22.500 spezialisierten Betrieben. Zudem stammt ein Fünftel der französischen Milchproduktion aus dieser Region. Ein Viertel aller französischen Schafe wird hier gehalten, und auch die Ziegenhaltung ist gut vertreten. Pferde werden hauptsächlich für Arbeit und Freizeit gezüchtet, mit regionaltypischen Rassen wie dem Auvergne-Pferd oder dem Bourbonnais-Maultier.

Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bleiben die Landwirte des Zentralmassivs engagierte Hüter des ländlichen Frankreichs, der Natur und der kulturellen Traditionen. Ihre Arbeit dient nicht nur der Nahrungsmittelproduktion, sondern auch dem Erhalt der Landschaften, des kulturellen Erbes und der Lebendigkeit des ländlichen Raums.

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