GAEC Lact’Ajoux: Wo Technologie auf nachhaltige Milchwirtschaft trifft

Cholet, Frankreich – April 2024
Im Dorf Ménilaurent, in der Nähe der Stadt Cholet, befindet sich einer der modernsten Milchviehbetriebe dieser Region Frankreichs – der GAEC Lact’Ajoux. Die Zwillingsbrüder Christophe und François führen den Betrieb. Mit ihrem Fachwissen, technischer Kompetenz und einer klaren Vision produzieren sie jährlich 1,3 Millionen Liter Milch auf einer Fläche von 124 Hektar. „Wir sind ein GAEC zu zweit. Im Prinzip entscheiden wir alles gemeinsam, aber in der Praxis hat jeder seinen eigenen Verantwortungsbereich“, erklärt Christophe und zeigt den neuen Melkstall mit zwei Melkrobotern, die den Kühen freie Bewegung ermöglichen.

Der Betrieb hält zwischen 125 und 130 Milchkühe, von denen sich beim Besuch 108 in Laktation befanden. „Je weniger Stress für die Tiere, desto besser die Leistung“, sagt François.
Seit 2023 ist der Stall mit hochmodernen Melkrobotern in L-Formation ausgestattet. Strohmatratzen und ein automatisches Mistentsorgungssystem sorgen für Hygiene und Komfort. Die tägliche Milchleistung liegt bei etwa 36 Litern pro Kuh. „Dieses Jahr haben wir hervorragende Werte – 48 g Fett und 34 g Eiweiß pro Liter“, betont Christophe.

Neun Millionen Liter – aber nicht hier

Mit Hilfe eines gemeinschaftlich genutzten Fütterungswagens (frz. CUMA) wird das Futter an zehn Betriebe verteilt, die zusammen rund 9 Millionen Liter Milch im Jahr produzieren. Christophe erklärt: „Das spart enorm viel Zeit. Der Wagen kommt jeden Tag zur gleichen Uhrzeit – ohne Verspätung.“
Die Ration pro Kuh: 6,5 kg Maissilage, 6,5 kg Grassilage, 2,8 kg Sorghumsilage (TS), 3 kg Rapsextraktionsschrot, 1 kg eigener Körnermais, 1,7 kg Weizenmehl, 280 g Mineralien, Salz und etwas Harnstoff. Zusätzlich erhalten die Kühe im Roboter 2,5 kg Rapsextraktionsschrot und 2,5 kg „Ami+“-Konzentrate.

Ein klimafreundlicher Betrieb und der Handel mit CO₂-Zertifikaten

Seit 2017 beteiligt sich der Betrieb aktiv am CO₂-Bilanzierungsprogramm CAP’2ER. „Wir haben auf Soja verzichtet und setzen auf gentechnikfreies Rapsfutter. Außerdem haben wir 300 Bäume im Rahmen der Agroforstwirtschaft gepflanzt. Seit 20 Jahren pflügen wir nicht mehr – abgesehen vom letzten Jahr. Die Aufzucht von maximal 35 Färsen jährlich hilft ebenfalls, Emissionen zu reduzieren“, erklärt Christophe. Insgesamt wurden 520 Tonnen CO₂ eingespart – verkauft an die Handelskette Carrefour für 30 Euro pro Tonne. „Das ist ein zusätzliches Einkommen – und ein Anreiz, noch besser zu werden“, so Christophe.

Tierwohl und Haltung

Der Betrieb legt großen Wert auf Tierwohl. Die Kühe haben Zugang zu 17 Hektar Weideland von April bis Juli. Frischluft und Schatten werden durch Ventilatoren und Vernebler sichergestellt. „Die Gebäude sind nach Osten geöffnet, geschützt vor den Hauptwinden. Unsere Tiere hören von klein auf den Ton der Roboter – das erleichtert die Gewöhnung“, sagt François.
Digitale Halsbänder erkennen die Brunst und werden nach der Besamung entfernt. Der Mist wird über 20 Mal am Tag automatisch beseitigt und vier Mal pro Woche zur Biogasanlage transportiert. Nachts wird er in einem Gärbehälter gemischt.

„Am Ende zählt der Mensch“

„Wir arbeiten seit Jahren mit denselben Partnern. Mit Néolet seit über zehn Jahren. Unsere Molkerei Séquille Patron hat gerade eine neue Linie in Cholet eröffnet. Letzten Monat haben wir 535 Euro pro Tonne erhalten – 492 Euro für gentechnikfreie Milch. Der Basispreis liegt bei 540 €“, berichtet Christophe.

Zitat des Tages
„Wenn wir schon Emissionen der Natur zuliebe reduzieren müssen – warum nicht auf eine Weise, die sich auch lohnt?“ — Christophe, GAEC Lact’Ajoux

Quelle: Videoreportage von Étienne alias Agriyoutubeurre: Visite d’élevage au GAEC Lact’Ajoux
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