Trotz Herausforderungen und vorübergehender Anstiege in einigen Ländern verzeichnet die Europäische Union einen stabilen Rückgang beim Antibiikaverbrauch in der Tierproduktion und nähert sich dem Ziel, diesen bis 2030 zu halbieren – zum Schutz von Tier- und Menschengesundheit.
Antibiotikaeinsatz in Europa: Entwicklungen und Herausforderungen
In den letzten Jahren zeigt der Einsatz von Antibiotika in der europäischen Nutztierhaltung einen rückläufigen Trend – trotz vorübergehender Anstiege in einzelnen Ländern. Laut dem jüngsten Bericht der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) stieg der Gesamtverbrauch in der EU zwar leicht zwischen 2022 und 2023, doch der langfristige Trend zeigt eindeutig nach unten.
Schweden liegt weiterhin an der Spitze mit dem niedrigsten Antibiotikaverbrauch aller EU-Staaten – 11,2 Milligramm pro populationskorrigierter Einheit (mg/PKU) im Jahr 2023. Obwohl dies ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr ist, liegt der Wert immer noch unter dem von 2021. Der Anstieg ist vor allem auf die verstärkte Behandlung von Absetzdiarrhö bei Ferkeln zurückzuführen, nachdem der vorbeugende Einsatz von Zinkoxid in der EU verboten wurde.
Portugal, Spanien und Italien hingegen verzeichneten deutliche Anstiege beim Antibiotikaverkauf, während Zypern seinen Verbrauch seit 2018 kontinuierlich gesenkt hat. Änderungen in der Erhebungsmethodik können zwar die Interpretation beeinflussen, doch in den meisten Ländern lässt sich ein klarer Fortschritt hin zu einer reduzierten Abhängigkeit von Antibiotika erkennen.
Die EU hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung bis 2030 um 50 % zu senken. Aktuelle Analysen deuten darauf hin, dass die Union bereits die Hälfte dieses Ziels erreicht hat – ein bedeutender Meilenstein im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen.
Auch wenn Herausforderungen bestehen bleiben, insbesondere in Ländern mit traditionell hohem Verbrauch, zeigt das Beispiel Schweden, dass ein verantwortungsvoller und kontrollierter Einsatz von Antibiotika möglich ist, ohne die Tiergesundheit zu gefährden. Die Fortsetzung dieses Trends ist entscheidend für den Erhalt der Wirksamkeit von Antibiotika und den Schutz der öffentlichen Gesundheit.
Fokus Alpenregion: Unterschiedliche Ansätze
In der Alpenregion zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild – ein Hinweis auf unterschiedliche Strategien beim Einsatz von Antibiotika:
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Slowenien (24,7 mg/PKU) und Österreich (39,0 mg/PKU) weisen einen sehr niedrigen Verbrauch auf – ein Indikator für verantwortungsbewusste Nutzung und gut entwickelte Kontrollsysteme.
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Frankreich (44,6 mg/PKU) und Deutschland (61,8 mg/PKU) liegen im mittleren Bereich, jedoch unter dem EU-Durchschnitt.
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Italien, mit beachtlichen 183,0 mg/PKU, gehört zu den Hochverbrauchern Europas – ein deutliches Signal für Reformbedarf.
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Die Schweiz hat für 2023 keine offiziellen Daten gemeldet, doch frühere Berichte deuten ebenfalls auf einen sehr niedrigen Verbrauch hin – vergleichbar mit Österreich.
Diese Unterschiede sind besonders relevant, da die Alpenregion ein Zentrum für Milch-, Fleisch- und traditionelle Lebensmittelproduktion darstellt. Strengere Kontrollen, konsequente Umsetzung von Behandlungsleitlinien und Investitionen in die veterinärmedizinische Aus- und Fortbildung könnten diese Region zu einem Vorbild im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen machen.